FS#3 Input Alexandros Ioannidis
Notizen für das Inputreferat an der Veranstaltung «FS#3 – Macht / Struktur / Branchenkultur»
Macht und Gerechtigkeit im theaterspezifischen Kontext
Macht
Macht ist per se nichts Schlechtes.
Macht ist das Zentrum von kollektivem Handeln und Theater ist in seiner Definition kollektives Handeln.
„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“
Soziologe Max Weber (Weber 1922, S. 28)
Macht erwächst aus Verantwortung (Den Begriff als gleichwertig ansehen).
Macht setzt Abhängigkeiten voraus – Ensemble und alle Mitarbeiter*innen sind dem Intendanten Weisungsgebunden.
Das Problem: Eine totale Abhängigkeit der Künstler ohne Regulierungsmechanismen.
Macht ist etwas sehr Individuelles.
Missbrauch von Macht kann auf verschiedene Weisen erfolgen, durch:
Beeinflussung, Manipulation, Indoktrination
Verschleierung
Neid und Ausbeutung
Überheblichkeit und fehlende Empathie
Diffamierung
Erpressung und Bedrohung
physische und psychische Übergriffe
Korruption und ähnliche Gesetzesverletzungen
Nepotismus und Günstlings-Beziehungen
Verletzung von Gleichheits- und Paritätsprinzipien.
Resultat eines solchen Machtmissbrauchs ist die Verletzung der persönlichen Integrität der Mitarbeiter*innen.
Es braucht eine gewisse Möglichkeit der Anonymität in der Kommunikation von Problemen.
Das kann ein «Kummerkasten» sein oder auch eine vom Ensemble gewählte Vertrauensperson sein. ➡️ Frühwarnsystem von Machtmissbrauch.
Machtkontrolle durch Teilung der Gewalten. (Leitungsteam: Kunst/ Betrieb/ Finanzen – zum Beispiel)
Ich halte das für nicht so einfach Organisationsstrukturen zu ändern, da diese Strukturen, die Arbeitskultur und die Machtbefugnisse eines Intendanten, sich einander bedingen. ➡️ Es ist ein langer Weg, den aber eine neue Generation von Theatermacher*innen anpacken muss!
Gerechtigkeit
Ein starkes Wort mit einem Bedeutungsspektrum, das klassischerweise extrem weit ist. Schließlich handelt es sich dabei um ein subjektives Prinzip, das jeder Mensch auf verschiedene Weise betrachten würde. Kann es jemals absolute Gerechtigkeit geben? Es kann zumindest der Versuch unternommen werden, Gewohnheiten, die ganz klar ungerecht sind zu identifizieren. Vorschläge zur Besserung müssen erarbeitet werden, können aber keine allgemein gültigen Prinzipien sein. Jedoch können sie eine Idee von dem vermitteln, was sich Arbeitnehmer*innen wünschen.
Grundsätze der sozialen Gerechtigkeit müssen laut John Rawls die folgenden Prinzipien beachten:
Ermöglichen von Zuweisung von Rechten und Pflichten in grundlegenden Institutionen der Gesellschaft.
Korrekte Verteilung der Erträge und Lasten der gesellschaftlichen Zusammenarbeit.
Rolle von FAIRSPEC: Eine unabhängige Organisation/ Ein Zusammenschluss von Arbeitnehmer*innen, die eine Konzeption zum Thema Gerechtigkeit in der freien Szene erarbeiten kann.
Konkrete Vorschläge in Zusammenfassung
Vertrauensperson / Möglichkeit zur anonymen Kommunikation
Organigramm
Krisentagebuch
Kommunikation mit Stakeholdern
FAIRSPEC als Vorreiterorganisation, die Gerechtigkeit ein Stück weit definieren kann.