FS#1 Zugänglichkeit
Von dieser Veranstaltung gibt es auch eine Videoaufzeichnung.
Onlineveranstaltung, 12.12.2020, 30 Teilnehmer*innen. Protokoll von Gabi Mojzes & Johanna-Maria Raimund, ergänzt von Trixa Arnold.
1. Manuel Bürgin – Theater Winkelwiese
Wie Zugänglichkeit für möglichst viele Menschen an der Winkelwiese ermöglicht wird – Drei Ebenen:
Bauliche Zugänglichkeit
Div. Vermittlungsformate: Angestrebt wird, dass Einführungen und Rahmenprogramm für alle zugänglich sind, auch eine Inhaltliche Zugänglichkeit durchs Durchbrechen der eigenen Bubble. Fokus auf Themen und Menschen, die sonst weniger im Theater-Fokus stehen bzw. nicht zum Bildungsbürgertum gehören. Z.B. Menschen, die andere Sprachen sprechen als Deutsch, ein «anderes» Alter haben, taktile Stückeinführung für Blinde, Kinderbetreuung…
Sprache der Vermittlung z.B. in Ankündigungstexten. In der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit die Perspektive des Publikums einnehmen!
Wichtiges für die FAIRSPEC-Richtlinien von Manuel Bürgin:
Fragen: Wie kann ich in der Vermittlung eine Publikumsperspektive einnehmen, ohne arrogant im Voraus anzunehmen, dass man mich so und so versteht?
Bei der Wahl der Produktions-Teams Diversität und Inklusion aktiv beachten.
Raus aus den Büchern - zu den Menschen & Themen
2. Brian McGowan – Sensability
Was ist Inklusion? Einer Antwort kann sich genähert werden ausgehend von der Frage: wie möchten Sie leben, wenn sie nicht wüssten, ob Sie mit oder ohne Behinderung geboren werden? Auch im Bezug auf Kultur?
Es braucht für wirklich inklusive Teilhabe neue Strukturen, Prozesse und Zugänge. Diese müssen sich nach den Bedürfnissen aller ausrichten - wir müssen nachhaltige Teilhabe ermöglichen durch Selbstvertretung.
Für eine inklusive Kultur braucht es:
Neue Haltung: Teilhabe einer vielfältigen Gesellschaft als Gewinn sehen.
Wissen um die Bedürfnisse z.B. von Menschen mit Behinderung und um die Techniken zur Problemlösung.
Inklusive Vorgehensweise: Die Menschen, deren Integration man anstrebt, frühzeitig mit einbeziehen - echte, von langer Hand geplante und nachhaltige Partizipation, nicht ad-hoc.
Mehr über beides kann man etwa durch die Arbeit mit Sensability erfahren und/oder ganz einfach bei der Veranstaltungsplanung dem Wegweiser für Kulturinstitutionen folgen. Wichtig: Einfach beginnen!
Unterschied zwischen Organisationen von und Organisation für Menschen mit Behinderungen beachten. Bei letzteren bestehen oft Interessenskonflikte durch Vermarktungsziele, erstere erfüllen die Selbstvertretung besser.
Wichtiges für die FAIRSPEC-Richtlinien von Brian McGowan:
Haltung/Commitment: Teilhabe einer vielfältigen Gesellschaft als Gewinn sehen.
Weiterbildung bezüglich der Bedürfnisse von denjenigen, deren Inklusion angestrebt ist.
Partizipation sicherstellen: Nutzen Sie für eine nachhaltige Integration das Wissen konkret z.B. von Behinderung Betroffener - Partizipation ermöglicht Inklusion!
3. Gunda Zeeb – Wildwuchs Festival
Dem Wildwuchs-Team ist es ein Anliegen, auch ausserhalb des biennalen Festivals zum Publikum zu gehen: «Wildwuchs unterwegs». Ausserdem zentral sind soziale Themen, Teilhabe aller und Zugänglichkeit ermöglichen. Zentral ist die Frage «Was ist für wen interessant auf der Bühne zu sehen?»
Konkretes Handeln bei Wildwuchs:
Fürs Publikum
Begegnungen schaffen, Transkription, Lichtverhältnisse, bauliche Anpassungen,
das Kulturtandem. Bei der Kommunikation: vereinfachte Sprache + ein zugängliche Website
Für Künstler_innen
Zugang & Repräsentation sicherstellen, Ausschreibungen für Menschen mit Behinderungen,
Vernetzung, Zusammenarbeit mit Hochschulen für einen verbesserten Zugang zur Ausbildung für Menschen mit Einschränkungen.
Hindernisse, auf die Wildwuchs immer wieder stösst:
Betroffenen zu erreichen und dranzubleiben
Gutgemeint aber nicht gut umgesetzt
Welches Projekt konkret wie am Besten zugänglich machen
Unterschiedliche zeitliche Planung (Schlagwort: zb “Crip Time” ist nicht gleich übliche Zeit-Planung)
Leitlinien Wildwuchs:
«Nichts über uns ohne uns»: Konsultation von Betroffenen
Gastgeberschaft & Offenheit
Fähigkeiten stehen im Zentrum
Wichtiges für die FAIRSPEC-Richtlinien von Gunda Zeeb:
Empfehlung 1: Inklusion in kleinen Schritten. Es ist wichtig, dass man überhaupt anfängt mit inklusiven Massnahmen. Manchmal reicht schon eine kleine Geste, wie eine lesbarere Schriftgrösse im Programmheft, um überhaupt das Denken an und die Bereitschaft für Inklusion zu signalisieren. Und manches (wie z.B. Beleuchtung im Kassenraum) ist auch gar nicht so aufwendig umzusetzen. Oft haben vor allem Institutionen Respekt vor dem Aufwand, Extrakosten etc. Und darum muss es auch gehen, diese Angst zu nehmen und einfach erstmal loszulegen für eine inklusivere (Kunst-) Welt für alle.
Empfehlung 2: Strukturelle Inklusion. Dies ist ein ganz wichtiger Punkt, dass auch in den institutionellen Strukturen Vertreter_innen unterschiedlichster Zusammenhänge (also Behinderung, PoC, Alter etc.) vertreten sind. Hier gibt es noch sehr viel Handlungsbedarf in der Schweiz.
4. Sophie Vögele & Nadir Ak – ZHdK
Aneignungen unserer Institutionen. Wie funktionieren bestehende Institutionen und ihre Strukturen, was ist in ihnen verankert und wo besteht Spielraum?
Sophie Vögele stellt ihre Studie vor: Art.School.Differences 2014-2016. Die Studie untersuchte Auswahlverfahren von Kunsthochschulen, die Problematik von Inklusion-Exklusion besteht aber nicht nur während des Aufnahmeverfahrens sondern darüber hinaus.
Die Strukturen hatten gemäss der Untersuchung eine klassistische und ableistische Auswahlhaltung, funktionieren elitär, eurozentrisch und Diversität wird nur unsensibel praktiziert. Vom sonstigen Studierendenbild Abweichende sind/fühlen sich als «Exoten» behandelt bzw. als «nicht der Norm Entsprechende». Ein- und Ausschluss basiert an Kunsthochschulen vor allem auf sozialer Herkunft (dies überschneidet sich mit ethnischer, kultureller Herkunft, Geschlecht/Sexualität und körperlicher Verfassung).
Argument: «Ausbildung für den Arbeitsmarkt» ohne Wahrnehmung der eigentlichen Gegebenheiten. Institutionelle Normativität der Kunsthochschulen (z.B. Whiteness) zieht sich weiter an die Institutionen. Aktiver Prozess, der immer wieder neu hergestellt/weitergeführt wird. Ausschluss funktioniert via Einschluss und Privilegien («wer passt zu uns» führt zur Definition solcher, die eben nicht passen) und wird nicht reflektiert. Diskrimierung durch Normalisierung und Ignoranz der Menschen in den Institutionen gegenüber der Problematik.
Nadir Ak erzählt aus eigener Erfahrung als Mensch mit Fluchthintergrund, der auch familiär den Drang nach einem stabilen Beruf mit Ansehen mitgenommen hatte - und zuerst Lehrer wurde. Neben der Lebensrealität davor, die fern von Kunst-Angeboten war, kam auch in der Berufsberatung Theaterpädagogik als Ausbildungsmöglichkeit nicht vor. Im Studium keine Diversität erlebt, keiner der Dozenten und nur zwei der TP-Studierenden hatten einen «anderen» kulturellen Hintergrund.
Es ist wertvoll, den Zugang aus verschiedenen Richtungen zu ermöglichen, aber es gibt noch immer eine grosse Gruppe, die auf diesen Zugang überhaupt nicht stossen kann - Kernfrage: Wie werden Menschen ohne/mit anderen Sprachkenntnissen aber auch einfach «Kulturanalphabeten» überhaupt initiativ erreicht…?
Hinweise für die FAIRSPEC-Richtlinien von Sophie Vögele & Nadir Ak:
Repräsentation auf der Bühne und auch in Ausbildungsinstitutionen/Lehre muss die gesellschaftliche Vielfalt spiegeln.
Theater muss zu den Leuten gehen, Wege aktiv bauen, wo sie nicht selbstverständlich bestehen.
Formate und Adressierung der Institutionen müssen permanent überprüft, hinterfragt und nach Möglichkeit angepasst werden, um systematische Ausschlüsse zu reduzieren / zu verhindern (Bsp. «Crip time» und diverse kulturelle Kalender beachten, Architektur der Zugänglichkeit etc.)
5. Anina Jendreyko – Volksbühne Basel
Für Anina steht transkulturelle Vielfalt im Fokus. Sieht sich selbst als Internationalistin. Theater als ein Eingreifen in Gesellschaft.
2006-2016 «Fremd», interkulturelles Theater-Projekt an den Basler Schulen, das zwar viel Aufmerksamkeit, aber keine Anerkennung als Kulturarbeit und auch nicht als etwas Pädagogisches bekommen hat. Für die Jugendliche bot das Projekt die Möglichkeit für Perspektivenwechsel und um sich zu artikulieren.
2012 gründete sich die Volksbühne Basel aus dem Bedürfnis, aktiv eine Debatte zu führen über «unser» Zusammenleben, die Suche nach dem «Wer sind WIR und wer wollen WIR zukünftig sein». Nach wie vor bekommt die Volksbühne Basel keine Gelder aus der Kulturförderung (ausser für das letzte Projekt), es gibt generell wenig finanzielle Anerkennung der im Projekt geleisteten Arbeit.
Die Vielfalt der Gesellschaft als Reichtum zu sehen, heisst, sich wirklich auf diesen Reichtum einzulassen. Die Volksbühne Basel unternimmt den Versuch einer Entwicklung anderer ästhetischer Formen mit Raum und Zeit für alle. Die Teilhabe anderer am Prozess braucht viel Raum und Zeit, Differenzen müssen ausgehalten werden können
Es gibt kein von Anina vorher festgezurrtes Zielprodukt, es geht mehr um den gesamten Prozess gemeinsam, an dem jede*r vor und hinter der Bühne mit ihrer*/seiner* Geschichte, Sprache und Übersetzung teilhat. Unterschiede verschwinden nicht in der Zusammenarbeit, die Unterschiedlichen brauchen aber unbedingt Zeit, sich aufeinander einzulassen. Auch in der Freien Szene gibt es keinen Raum für ein solches sich aufeinander Einlassen, weil der Kanon der Kulturgeschichte eine andere Herangehensweise hat.
Aninas Grundhaltung: Nötig ist eine kritische Machtreflexion - vor der Auseinandersetzung mit dem eurozentrischen Blick und dem Hinterfragen der eigenen Motivation und der eigenen Privilegien.
Wichtiges für die FAIRSPEC-Richtlinien von Anina Jedreyko:
Es braucht bei Macher_innen und Geldgeber_innen kritische Machtreflexion im Bezug auf den eurozentrischen Blick und das eigene Verhalten (z.B. bedeutet englisch-Sprechen nicht automatisch Zugang für alle)
Differenzen aushalten. Zitat Hannah Arendt: «Die Kunst, politisch zu denken, besteht vor allem im Mut, sich zwischen alle Stühle zu setzen. Streitbar zu sein, setzt voraus, die Welt aus der Perspektive anderer betrachten zu können und trotzdem selbst zu denken.»
Genügend Raum, Zeit und materielle Unterstützung in die Interkulturelle Arbeit.
6. Golda Eppstein - Theaterstudio
Golda richtete eine Aufforderung an Menschen, die mit ihrem Studio ins Theater gehen, ansonsten aber keinen Kontakt zur Theaterwelt haben, sich mal die Theaterwebseiten der Stadt ZH anzusehen: «Versteht ihr das, fühlt ihr euch zu Veranstaltungen eingeladen und abgeholt, was bräuchtet ihr?» Sie präsentiert einige der Reaktionen/Antworten:
Bedürfnis nach klaren Bilder und verständlichen, den Inhalt beschreibenden (weniger «abstrakten») Texten auf den Theater-Webseiten. Einführungen in die Stücke und eine Haltung der Gastfreundschaft helfen der Zugänglichkeit laut den Menschen in Goldas Gruppe, die sich als Menschen, die nicht zur «Theaterblase» gehören, ansonsten des öfteren unwohl und ausgeschlossen fühlen im Theater.
Wichtiges für FAIRSPEC-Richtlinien von Golda Eppstein:
Wahl von klaren Bildern und Text für die Kommunikationsmittel
Gastgeber*innen-Haltung der Theater kultivieren!
Diskussion
Kernpunkte der Diskussion im Anschluss an die Redner*innen und deren Ergänzungen.
Anina: Interkulturalität ist ein Thema, das in der Mitte der Gesellschaft stattfindet /stattfinden sollte, es ist kein Randgruppen-Thema.
Sophie: Es braucht ein fundamentales Umdenken, um wirklich etwas zu verändern und zu verbessern. Wichtigstes Handlungsfeld, welches sie den Kunsthochschulen empfohlen hat: Bereitschaft, anders über Strukturen nachzudenken und darüber, was Kunst und Kultur ist. Z.B.: Theater, bei dem Migranten involviert sind ist kein «Migrantentheater» sondern schweizerische Kultur von heute.
Klassismus zu überwinden ist die grösste Herausforderung, dieser ist am Wirksamsten im Ausschluss (Exklusion). Quoten als Lösung?
Brian: Partizipation muss institutionalisiert werden. Z.B. Menschen in den Beirat / Vorstand holen von zuvor ausgeschlossenen Gruppen. Alibi-Partizipation vermeiden. Partizipation von der Reflexion der eigenen Privilegien aus denken, GEMEINSAM an ein Ändern gehen.
Simon Hesse /Schalk Theater: Müssten Institutionen mit Steuergeldern gezwungen werden, im Sinne der ganzen Bevölkerung zu handeln / zu programmieren?
Sophie: Kunsthochschulen sollten hier Vorbild sein, vorbereiten auf die Diversität der Gesellschaft statt Vorbereitung eines elitären Feldes. Mehr politischer Druck in diese Richtung ist nötig - zumal auch die Bildungsinstitutionen mit Steuerngelder finanziert sind.
Trixa: Faktor Zeit - Produktionsprozesse lassen oft wenig Zeit für gelingende Integration? Auch Kontinuität von integrativem Arbeiten braucht Zeit.
Es müsste doch durch die Verfassung garantiert sein, dass allen Menschen der Zugang zu Ausbildungsinstitutionen der Kultur gewährleistet ist. Das Gesetz spricht von Chancengleichheit, die Praxis beschäftigt sich hier nur mit der Chancen-Diskrepanz zwischen Mann und Frau.
Wie kann durch Künstler*innen & Einzelperson auf die Politik und Förderinstitutionen Druck ausgeübt werden, aus der Abhängigkeit vom Geld heraus? Durch die Mitarbeit in Verbänden, indem man sich zusammenschliesst?
Im Zoom-Chat zur Diskussion wurden einige interessante Links gepostet sowie gegen Ende noch weitere interessante Themen angerissen. Hier darum noch eine (stark bereinigte) Fassung des Chatprotokolls:
Video von Nadir Ak zu seinem Studiums-Abschlussprojekt mit Menschen, die in ihrem Alltag und Aufwachsen noch nicht vorher mit Theater in Berührung kamen: YouTube
Link zur Studie von Sophie Vögele u.a.: Auf dem Blog von Art.School.Differences sind alle Links drauf, unter dem Eintrag Projekt X
Von Anina Jendreyko: Das Stück «Shengal die Kraft der Frauen» wird in Basel ab 12.05.2021 nochmal wiederaufgeführt - Ideen / Möglichkeiten / Kontakte für Gastspiele sind sehr willkommen!
Von Gunda Zeeb: Liebe alle, herzlichen Dank für die spannenden Inputs. Ich muss mich leider verabschieden, wünsche noch guten Austausch. Bin bei Rückfragen, Ideen etc. erreichbar über das Wildwuchs Festival!
Von Michelle Akanji: Herzlichen Dank für die wertvollen Inputs, ich muss leider auch los Eine gute Diskussion und bis bald, Michelle
Von Nani Khakshouri: Frage an Anina: In Sachen Inklusion sind wir gut aufgestellt. Hinsichtlich Menschen mit unterschiedlichem Migrationshintergrund: wie kommt man an diese Leute? Wir arbeiten gerade daran, genau solche Interessengruppen (junge, alte, verschiedene Migrationshintergründen) sind wir dabei solche Menschen in den Vorstand einzuladen. Wir hatten die Autonome Schule früher an der Gessnerallee im Stall 6; sie sind dennoch damals nicht ins Theater….Ich denke eben für uns alle einzeln ist es derart aufwändig, dass die Arbeit von Leuten wie Golda eben enorm wertvoll ist… Frage 2: wie kommt man diesem eurozentrischen Blick weg? Und zwar nachhaltig? Es sind ja genau diese Geschichten, die auf der Bühne interessant sind. Die individuellen Lebensgeschichten. Das sind Geschichten, die wir lesen, hören, sehen möchten. Wie geht man mit Ressourcen um… Was kann man tun um diese Arbeit zu erleichtern… weniger aufwändig zu gestalten…? zB Audience Development Eigentlich müsste man Leute anstellen, die genau in diesem Bereich die Arbeit machen; PR + Kommunikations-Marketing. Ressourcen bündeln > wie? In Bezug auf Audience Development… Eigentlich müsste man seitens Städten, Kantonen, evtl. sogar seitens Stiftungen einen Pool an Leuten engagieren, die möglichst diverse Zielgruppen erreichen….
Von Bettina Holzhausen: Kontinuität ist zentral und mit begrenzter Zeit nicht möglich. Beziehungen pflegen über viele Jahre z.B. zu Schulen, Lehrern und allen möglichen Gruppen.
Von Aline Stäheli: ich denke viel ‹audience development› passiert noch mit einem falschen ansatz: produktionen, die nicht divers gestaltet sind, lassen sich fast nicht an gruppen vermitteln, die in den prozessen nicht vertreten waren.
Von Simon Hesse: Der Druck muss von unten (also uns) auf die Politik einwirken. Wie viel des städtischen 160 Mio. Kulturbudget fliesst konkret in die Inklusive? Laden wir die Politik in unsere Produktionen ein? Ich bin Filmproduzent und die Lobby beim Film ist gross und erzeugt teils massiven Druck bei der Politik – dies seit 20 Jahren und mit Erfolg. Welche PolitikerInnen kämpfen denn für die Inklusion? Diese müssen wir kennen und animieren. Und eben, die grossen Kulturhäuser. Die machen gefühlt kaum etwas in diese Richtung. Oder wenn, dann eher weil sie „müssen“
Von Nani Khakshouri: @Brian: Wie du vielleicht weisst, mach ich die Medienarbeit für Steps. Inklusion ist eine Herzensangelegenheit. Hinsichtlich inklusive Medienarbeit; am meisten Zeit frisst es immer, in diese inklusive Medien reinzukommen. Ich muss hier Wahnsinn hartnäckig sein. Ich denke hier muss noch viel Arbeit geleistet werden. Dass diese Medien in ihre Zeitungen, Magazine, Social Media etc. hier mitwirken. Darauf aufmerksam machen, wenn inklusive Produktionen stattfinden, darauf hinweisen, dass die Theater sehr viel daran setzen, zugänglich zu sein….
Von Roger Nydegger: Sehr bedenklich fand ich auch noch die Aussage von Golda, wie ihre Menschen die Kommunikation der Theater wahrnehmen, wenig zugänglich und gar nicht gastfreundlich. Für potentielle weitere und bessere Zugänglichkeit unbedingt ändern und weiter entwickeln.
Von Matthias Schoch: @roger find ich auch ganz zentral!
Von Joëlle Jobin: sehe ich auch so - die theaterwebsites z.Bsp. dienen oft auch als Repräsentation der künstlerischen Handschrift und nicht in erster Linie als für ein diverses Publikum optimales kommunikationstool
Von Sophie Voegele: Nachtrag und Präzisierung zu Zugang von Personen "mit Behinderung": an der ZHdK sind "nur" im Theater Personen, die körperliche und psychische Behinderungen erleben, nicht zugelassen. In den anderen Disziplinen schon - zumindest formal. Diskursiv haben es Körper, die nicht der Norm entsprechen, schwer...
Von Nani Khakshouri: @Roger: ja, die Inputs von Golda- sehr wertvoll und spannend… Gastfreundschaft ist sooo wichtig. Es sind die kleinen Dinge, dies ausmachen…
Von Julia Haenni: zentral finde ich auch eine „atmopshäre der selbstverständlichkeit“ zu etablieren nach aussen. nicht so schaut mal sooo speziell wir machen das sondern mehr: ja eh machen wir das.
Von Aline Stäheli: @roger: ja! vielleicht kommt das dadurch, dass zugänglichkeit immer noch häufig als widerspruch zu «künstlerisch anspruchsvoll und hochstehend» gesehen wird?
Von Nani Khakshouri: Spannend ist die Mehrsprachigkeit auf der Bühne…
Von Sinje Homann: @Julia: Finde ich auch! Eigentlich ist es selbstverständlich, dass die Gesellschaft ganzheitlich sehen und alle mitdenken ohne extra Extras.
Von Sam Mosimann: hallo, ich glaube es braucht nicht nur ein denken - sondern wirklich ein machen - halt mit den mitteln die zur verfügung stehen. auf mehr mittel warten einfach so, das können wir lange.
Von Joëlle Jobin: Zugang (wie etwa Gebärdensprache / Audiodeskription) nicht am Ende einer fertigen Produktionen hinzufügen sondern ab Tag 1 der Produktion miteinbeziehen
Von Golda Eppstein: @Alina: ja genau. Das ist auch die Schwierigkeit für das Theater und Tanz für Kinder und Jugendliche, welches immer noch nicht auf Augenhöhe wahrgenommen wird.